»Wenn er nur irgendwie etwas aufgemuntert würde! Das wäre das Richtige. Früher war er bei Kräften ... Weißt du, etwas bedrückt sein Gemüt. Etwas Starres lastet auf ihm ... Davor habe ich große Angst, ganz bestimmt!«

»Vielleicht ist es dieser Herr, dieser Pjotr Petrowitsch! Ihrem Gespräch ließ sich entnehmen, daß er Rodjas Schwester heiraten will und daß dieser knapp vor seiner Erkrankung durch einen Brief davon erfuhr ...«

»Ja, der Teufel hat ihn gerade jetzt hergebracht; mag sein, daß nun alles verdorben ist. Und hast du bemerkt, daß dein Freund sich gegen alles gleichgültig verhält, daß er auf alles schweigt bis auf einen einzigen Punkt, bei dem er außer sich gerät: das ist dieser Mord ...«

»Ja, ja!« stimmte Rasumichin zu, »das habe ich sehr genau bemerkt. Er interessiert sich dafür. Der Fall schreckt ihn. Da-mit hat man ihn am Tag seiner Erkrankung geängstigt, im Revier, bei dem Inspektor; er fiel in Ohnmacht.«

»Erzähl mir das heute abend ausführlicher; ich werde dir dann auch etwas sagen können. Er interessiert mich, inter-essiert mich sehr! In einer halben Stunde will ich nochmals nach ihm sehen ... übrigens ist eine Entzündung kaum zu befürchten ...«

»Sei bedankt! Ich warte einstweilen bei Paschenka und lasse ihn durch Nastasja beobachten ...«

Als Raskolnikow allein geblieben war, sah er ungeduldig und gramvoll Nastasja an, doch die zögerte noch mit dem Weggehen.

»Willst du jetzt Tee trinken?« fragte sie.

»Später! Ich möchte jetzt schlafen! Laß mich allein ...«

Krampfhaft drehte er sich zur Wand; Nastasja ging hinaus.

6

Sobald sie hinausgegangen war, stand er auf, legte den Rie-gel vor die Tür, öffnete das Bündel mit den Kleidern, das Rasumichin vorhin gebracht und dann wieder zugeschnürt hatte, und begann sich anzuziehen. Sonderbar: er schien

- 198 -


Загрузка...