brecher nach der Wohnung, wenn er mit einer solchen Absicht gekommen ist? Und was Koch betrifft, so saß der, ehe er zu der Alten ging, eine halbe Stunde unten bei dem Silber-schmied und begab sich dann genau um dreiviertel acht von ihm zu der alten Frau. Jetzt überlegen Sie einmal ...«
»Aber erlauben Sie, wie erklären Sie sich dann diesen Widerspruch: die Leute behaupten selber, sie hätten ge-klopft, und die Tür wäre verschlossen gewesen; aber als sie drei Minuten später mit dem Hausknecht zurückkamen, zeigte sich, daß die Tür offen war?«
»Das ist es eben: der Mörder war ohne Zweifel in der Wohnung und hatte den Riegel vorgeschoben; und ohne Zweifel wäre er dort gefaßt worden, hätte Koch nicht die Dummheit begangen, ebenfalls zu dem Hausknecht zu gehen. Und gerade in dieser Zeit konnte der Verbrecher die Treppe hinuntergehen und irgendwie an ihnen vorbeikommen. Koch bekreuzigt sich jetzt noch mit beiden Händen. ,Wäre ich dort geblieben', sagt er, ,er wäre aus der Wohnung gestürzt und hätte auch mich mit dem Beil erschlagen.' Er will sogar eine Dankmesse lesen lassen – hehehe!«
»Und den Mörder hat niemand gesehen?«
»Wie denn? Das Haus ist die reinste Arche Noah«, mischte sich der Schriftführer ein, der von seinem Platz aus zuge-hört hatte.
»Der Fall liegt klar; der Fall liegt klar!« wiederholte Nikodim Fomitsch hitzig.
»Nein, der Fall ist höchst dunkel«, widersprach Ilja Petrowitsch.
Raskolnikow nahm seinen Hut und wollte zur Tür gehen, aber er kam nicht bis zur Tür ...
Als er aus seiner Ohnmacht erwachte, bemerkte er, daß er auf einem Stuhl saß, daß ihn ein Mann auf der rechten Seite stützte, daß links von ihm ein anderer Mann ein gelbes Glas mit gelbem Wasser in der Hand hielt und daß Nikodim Fomitsch vor ihm stand und ihn unverwandt ansah. Er er-hob sich von dem Stuhl.
»Was fehlt Ihnen? Sind Sie krank?« fragte Nikodim Fo-mitsch ziemlich schroff.
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