»Vollkommen richtig; das ist furchtbarer«, stimmte Porfirij zu.
»Nein, du hast dich irgendwie verrannt! Dem muß ein Irrtum zugrunde liegen. Ich werde den Artikel lesen ... Du hast dich verrannt! Du kannst gar nicht so denken ... Ich will es lesen.«
»In dem Artikel steht das alles nicht drin; dort finden sich nur Andeutungen«, entgegnete Raskolnikow.
»Sehr wohl, sehr wohl«, meinte Porfirij, der kaum noch ruhig sitzen konnte, »jetzt ist mir fast klargeworden, wie Sie das Verbrechen zu betrachten belieben, mein Herr, aber ... verzeihen Sie bitte meine Hartnäckigkeit – ich falle Ihnen wirklich allzusehr zur Last, und es ist mir selber peinlich! –, aber sehen Sie: Sie haben mich soeben hinsichtlich einer zu-fälligen Verwechslung der beiden Kategorien sehr beruhigt, doch ... doch ich zerbreche mir noch immer den Kopf über allerlei praktische Fälle! Wie, wenn irgendein Mann – oder ein Jüngling – sich einbildete, er wäre ein Lykurg oder ein Mohammed ... natürlich ein künftiger ... und jetzt anfinge, alle Hindernisse, die dem im Wege stehen, zu beseitigen ... Wenn er sagte, er habe einen weiten Marsch vor und für den Marsch brauche er Geld ... und dann verschaffte er sich das Geld dafür ... wissen Sie?«
Sametow prustete in seiner Ecke plötzlich los. Raskolnikow blickte nicht einmal zu ihm auf.
»Ich muß zugeben«, antwortete er ruhig, »daß solche Fälle wirklich vorkommen können. Dumme und eitle Menschen werden sich mit diesem Köder besonders leicht fangen lassen; zumal junge Leute.«
»Sehen Sie also, mein Herr! Und was ist dann?«
»Das ändert nichts«, lachte Raskolnikow; »dafür bin ich nicht verantwortlich. So ist es nun einmal, und so wird es immer sein. Da hat er« – er nickte zu Rasumichin hin – »jetzt gesagt, ich erlaubte, daß Blut vergossen würde. Na und? Die Gesellschaft hat sich durch Verbannung, Gefäng-nisse, Untersuchungsrichter und Zwangsarbeit hinreichend gesichert – wozu sich also Sorgen machen? Sucht den Dieb nur! . . .«