dort, und er hat ihm immer so komische Bücher verschafft. Da sagte ich: ,Ich muß weggehen', weil ich ihm nicht vor-lesen wollte; ich war aber vor allem deswegen zu ihnen gegangen, um Katerina Iwanowna Kragen zu zeigen; Lisa-weta, die Händlerin, hatte mir billig Kragen und Man-schetten besorgt, und die waren sehr schön und noch ganz neu und hatten ein hübsches Muster. Sie gefielen Katerina Iwanow-na sehr; sie legte sie um und besah sich im Spiegel, und die Kragen gefielen ihr außerordentlich gut. ,Schenk sie mir, Sonja', sagte sie, ,bitte.' Bitte sagte sie, und sie hätte die Kragen so gerne gehabt! Aber was hätte sie damit anfangen sollen? Es kamen ihr eben nur die einstigen glücklichen Zeiten in Erinnerung! Sie sah in den Spiegel und freute sich, aber sie besitzt ja kein einziges Kleid, zu dem der Kragen paßte, nichts, rein gar nichts, schon seit vielen Jahren nicht mehr! Und niemals bittet sie jemanden um etwas; sie ist zu stolz dazu. Eher gibt sie selbst ihr Letztes her, und jetzt bat sie mich – so sehr gefielen ihr die Kragen! Und mir tat es leid, sie herzugeben. ,Wozu wollen Sie sie haben, Katerina Iwanowna?' So sagte ich wörtlich: ,wozu?' Das hätte ich nicht sagen dürfen! Sie schaute mich an, und es wurde ihr ganz traurig zumute, ganz traurig, weil ich ihr die Bitte ab-geschlagen hatte; es war jammervoll, das mit anzusehen ... Und nicht wegen der Kragen kränkte sie sich, sondern weil ich ihr ihre Bitte abgeschlagen hatte, das merkte ich. Ach, wie gern möchte ich jetzt alles wiedergutmachen, alles zurückneh-men, alle meine Worte ... Ach, ich ... aber was! ... Ihnen ist das ja gleichgültig!«

»Haben Sie diese Händlerin Lisaweta gekannt?«

»Ja ... Haben Sie sie denn auch gekannt?« fragte Sonja mit einigem Staunen.

»Katerina Iwanowna hat die Schwindsucht; sie wird bald sterben«, sagte Raskolnikow, der eine Weile geschwiegen und auf Sonjas Frage nicht geantwortet hatte.

»Ach nein, nein, nein!« Und mit einer unbewußten Geste nahm ihn Sonja bei beiden Händen, als wollte sie ihn an-flehen, daß das nicht geschehe.

»Aber es ist doch besser, wenn sie stirbt!«

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