daß er, sooft er aus seinen Fieberträumen halb erwacht war, das alles fest in der Hand gehalten hatte und dann wieder eingeschlafen war.

»Nein, was für Lappen, was für Lappen er da aufgelesen hat, und er schläft damit, als wäre es ein Schatz ...« Nastasja brach in ihr krankhaft nervöses Lachen aus.

Sofort schob er alles unter den Studentenmantel und starrte sie unverwandt an. Obgleich er in diesem Augenblick nur sehr wenig vernünftige Erwägungen anstellen konnte, fühlte er doch, daß man nicht so mit jemandem sprach, wenn man kam, um ihn festzunehmen. Aber die Polizei? dachte er.

»Trink doch Tee! Willst du, ja? Ich bringe ihn dir; es ist noch welcher da ...«

»Nein ... ich gehe hin; ich gehe jetzt gleich«, murmelte er, während er aufstand.

»Daß du mir nicht die Treppe hinunterfällst!«

»Ich gehe ...«

»Wie du willst.«

Sie folgte dem Hausknecht. Sogleich stürzte Raskolnikow zum Fenster, um den Socken und die Fransen anzusehen. Flecke sind da, aber sie fallen nicht sehr auf; alles ist schmut-zig, verwischt und schon verblaßt. Wer es nicht weiß, wird nichts entdecken. Nastasja konnte aus der Entfernung be-stimmt nichts sehen, Gott sei Dank! Nun öffnete er zitternd die Vorladung und las; lange, lange Zeit las er, und endlich hatte er verstanden. Es war eine ganz gewöhnliche Auffor-derung, heute um halb zehn in der Kanzlei des Revierinspek-tors zu erscheinen.

Wozu das? dachte er. Was mich betrifft, so habe ich doch nichts mit der Polizei zu schaffen! Und warum gerade heute? Die Ungewißheit quälte ihn. Du lieber Gott, wenn ich es nur rasch hinter mir hätte! Er wollte schon auf die Knie sinken, um zu beten, doch dann mußte er selber lachen – nicht über das Gebet, sondern über sich. Rasch kleidete er sich an. Wenn ich verloren bin, bin ich eben verloren; es gilt alles gleich! – Den Socken sollte ich anziehen! fiel ihm plötz-lich ein. Er wird dann noch schmutziger, und das Blut ist

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