ihr sogar geschmeichelt: er erkannte, daß man auf seinen Bericht wirklich gewartet hatte wie auf einen Orakelspruch. Er blieb genau zehn Minuten sitzen und konnte Pulcheria Alexandrowna völlig überzeugen und beruhigen. Er sprach mit ungewöhnlicher Anteilnahme, aber gemessen und gleich-sam mit bemühtem Ernst, haargenauso wie ein siebenund-zwanzigjähriger junger Arzt bei einer wichtigen Konsultation, schweifte mit keinem einzigen Wort vom Thema ab und zeigte nicht den geringsten Wunsch, persönlichere und privatere Beziehungen zu den beiden Damen anzuknüpfen. Nachdem er gleich beim Eintreten bemerkt hatte, wie blendend schön Awdotja Romanowna war, bemühte er sich sofort, sie wäh-rend der ganzen Zeit seines Besuches überhaupt nicht mehr zu beachten, und sprach einzig zu Pulcheria Alexandrowna. All das bereitete ihm eine außerordentliche innere Befriedi-gung. Über den Kranken selbst äußerte er sich dahingehend, daß er dessen Zustand im gegenwärtigen Augenblick für höchst zufriedenstellend halte. Nach seinen Beobachtungen rühre das Leiden des Patienten, abgesehen von der schlechten materiellen Lage während der letzten Monate, noch von eini-gen moralischen Ursachen her: »Es liegt hier sozusagen ein Produkt vieler komplizierter moralischer und materieller Einflüsse, von Sorgen, Befürchtungen, Beunruhigungen, eini-gen Ideen ... und so weiter vor.« Als Sosimow zufällig bemerkte, daß Awdotja Romanowna ihm hierbei besonders aufmerksam zuhörte, verbreitete er sich noch etwas über dieses Thema. Auf die ängstliche, zaghafte Frage Pulcheria Ale-xandrownas, es lägen doch wohl Verdachtsmomente vor, die auf eine Geisteskrankheit schließen ließen, antwortete er mit einem ruhigen, aufrichtigen Lächeln, seine Worte seien allzu übertrieben wiedergegeben worden; natürlich lasse der Patient eine fixe Idee erkennen, etwas, das auf Monomanie hinweise – denn er, Sosimow, verfolge jetzt diesen außeror-dentlich interessanten Zweig der Heilkunde mit besonderem Eifer –, aber man müsse auch bedenken, daß der Patient fast bis zum heutigen Tag im Delirium gelegen habe und ... und daß die Ankunft der Seinen ihn selbstverständlich stär-ken, ablenken und einen höchst wohltätigen Einfluß auf ihn

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