Nebengebäude, waren einige Fenster geöffnet; auf den Fen-sterbrettern standen Blumentöpfe mit kümmerlichen Geranien. Hinter den Fenstern hing Wäsche ... All das kannte er aus-wendig. Er wandte sich um und setzte sich auf den Diwan.

Noch nie, noch nie hatte er sich so furchtbar einsam ge-fühlt.

Ja, er fühlte wiederum, daß er Sonja vielleicht wirklich hassen werde, gerade jetzt, da er sie noch unglücklicher ge-macht hatte. Weshalb bin ich nur zu ihr gegangen? Um sie um ihre Tränen zu bitten? Weshalb mußte ich unbedingt ihr Leben zerstören? Oh, welche Gemeinheit!

Ich will allein bleiben, sagte er plötzlich entschlossen. Und sie wird mich im Gefängnis nicht besuchen!

Nach etwa fünf Minuten hob er den Kopf und lächelte seltsam. Ein sonderbarer Einfall war ihm gekommen: Viel-leicht ist es in Sibirien wirklich besser!

Er wußte nicht mehr, wie lange er, in unklare Gedanken versunken, in seinem Zimmer gesessen hatte. Mit einemmal öffnete sich die Tür, und Awdotja Romanowna trat ein. Zu-erst blieb sie in der Tür stehen und sah ihn an, so wie er vorhin Sonja angesehen hatte; dann trat sie näher und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl, auf denselben Platz, auf dem sie gestern gesessen hatte. Schweigend und gedankenver-loren sah er sie an.

»Sei nicht zornig, Bruder, ich bin nur für einen Augenblick gekommen«, sagte Dunja. Ihre Miene war nachdenklich, aber nicht streng, ihr Blick klar und ruhig. Er sah, daß auch sie aus Liebe zu ihm gekommen war.

»Bruder, ich weiß jetzt alles, alles. Dmitrij Prokofjitsch hat es mir erzählt und erklärt. Man verfolgt und quält dich mit diesem dummen, abscheulichen Verdacht ... Dmitrij Proko-fjitsch sagt, daß keinerlei Gefahr bestünde und daß du gar keinen Grund hättest, so entsetzt zu sein. Ich bin nicht seiner Ansicht und verstehe vollauf, wie sehr in dir alles auf-gewühlt ist, und daß diese Entrüstung für immer ihre Spuren in dir zurücklassen muß. Das eben fürchte ich. Ich verurteile dich nicht, weil du uns verlassen hast, ich wage dich nicht zu verurteilen; deshalb verzeih mir, wenn ich dir Vorwürfe

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