drei Möglichkeiten voraus, aber es gibt eine Million Möglich-keiten! Die ganze Million zu ignorieren und alles nur auf die Frage des Komforts zurückzuführen – das ist freilich die bequemste Lösung! Verlockend einfach, und man braucht nicht nachzudenken! Das ist die Hauptsache – man braucht nicht zu denken! Das ganze Geheimnis des Lebens findet Platz auf zwei Druckbogen!«

»Jetzt kommst du in Schwung; jetzt ziehst du vom Leder! Man müßte dir die Hände festbinden«, rief Porfirij lachend. »Stellen Sie sich nur vor«, wandte er sich an Raskolnikow, »so ging es auch gestern abend zu. Sechs Leute schrien in einem einzigen Zimmer durcheinander, und dazu hatte er uns vorher noch Punsch gegeben ... Können Sie sich das ausmalen? Nein, mein Lieber, du hast nicht recht: das ,Milieu' spielt beim Verbrechen eine große Rolle; das kann ich bestätigen.«

»Das weiß ich ja selbst, aber beantworte mir nur die eine Frage: ein Vierzigjähriger schändet ein zehnjähriges Mäd-chen ... hat ihn da das Milieu dazu genötigt?«

»Nun ja, im strengen Sinne mag es schon das Milieu sein«, bemerkte Profirij mit erstaunlichem Nachdruck. »Ein solches Verbrechen an einem kleinen Mädchen kann man sogar sehr gut mit dem ,Milieu' erklären.«

Rasumichin geriet nahezu in Raserei.

»Wenn du willst, beweise ich dir ohne alle Umstände«, brüllte er, »daß du allein deshalb weißblonde Wimpern hast, weil der Iwan Welikij* fünfunddreißig Klafter hoch ist, und ich beweise es dir klar, exakt, fortschrittlich und sogar mit einer liberalen Nuance. Das traue ich mir zu! Willst du wetten?«

»Einverstanden! Wir wollen uns einmal anhören, wie er diesen Beweis führt!«

»Die ganze Zeit tut er nur so, dieser Satan!« schrie Ra-sumichin. Er sprang auf und fuchtelte mit den Armen. »Lohnt es sich denn überhaupt, mit dir zu sprechen? Er tut das ja alles mit Absicht; du kennst ihn noch nicht, Rodion! Auch gestern hat er ihre Partei ergriffen, nur um alle an der Nase herumzuführen. Und was hat er dabei geredet, du lieber

* Glockenturm im Kreml (Anmerkung des Übersetzers).

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