Bis nach Hause waren es nur noch einige Schritt. Er trat ins Haus wie ein zum Tode Verurteilter. Er dachte über nichts nach und war völlig außerstande nachzudenken, doch mit seinem ganzen Wesen fühlte er plötzlich, daß er keine Freiheit des Entschlusses und des Willens mehr hatte und daß plötzlich alles endgültig entschieden war.
Selbst wenn er Jahre auf eine günstige Gelegenheit für sein Vorhaben gewartet hätte, so hätte sich ihm kein besserer Hin-weis bieten können, wie dieses Vorhaben mit Sicherheit in die Tat umgesetzt werden könnte, als jener Wink, der ihm da gegeben worden war. Jedenfalls wäre es schwierig ge-wesen, am Tag vorher mit Gewißheit, mit größter Genauig-keit, und ohne das geringste Risiko einzugehen, ohne irgendwelche gefährlichen Erkundigungen und Nachforschun-gen zu erfahren, daß morgen um soundsoviel Uhr jene Alte, der der Anschlag galt, mutterseelenallein zu Hause sein werde.
Später erfuhr Raskolnikow durch Zufall, weshalb der Kleinbürger und seine Frau eigentlich Lisaweta zu sich einge-laden hatten. Die Sache verhielt sich ganz einfach und war nicht im geringsten bemerkenswert. Eine verarmte Familie von auswärts hatte verschiedenes Zeug zu veräußern, Frauen-sachen, Kleider und dergleichen. Da es unvorteilhaft war, so etwas auf dem Markt zu verkaufen, suchten die Leute eine Vermittlerin, und Lisaweta befaßte sich mit solchen Ge-schäften: sie nahm Waren in Kommission, schloß in frem-dem Auftrag Geschäfte ab und hatte eine zahlreiche Kund-schaft, weil sie sehr ehrlich war und immer den äußersten Preis nannte; und bei dem Preis, den sie bot, blieb es dann auch. Sie sprach überhaupt wenig und war, wie bereits ge-sagt, sehr still und schüchtern ...
Raskolnikow aber war in letzter Zeit abergläubisch gewor-den. Spuren dieses Aberglaubens verlor er auch lange Zeit hernach nicht; sie waren fast nicht auszurotten. Und er neigte später immer dazu, in dieser ganzen Sache gleichsam eine