»Ein Modejournal, mein Lieber, ja, weißt du, das sind solche Bilderchen, farbige Bilder, und die hiesigen Schneider bekommen sie jeden Samstag mit der Post aus dem Ausland, damit sie wissen, wie sich die Leute anziehen sollen, Männer so gut wie Frauen. Es sind nämlich Zeichnungen. Die Männer werden meist mit verschnürten Pelzmänteln dargestellt, was aber die Frauen betrifft, so findest du da Dinge, mein Lieber, daß du sie gar nicht bezahlen könntest!«

»Was es nicht alles in diesem Petersburg gibt!« rief der Jüngere hingerissen. »Außer Vater und Mutter gibt es einfach alles hier!«

»Außer Vater und Mutter, mein Lieber, findest du tatsäch-lich alles hier«, bestätigte der Ältere lehrhaft.

Raskolnikow erhob sich und ging in das zweite Zimmer, in dem früher die Truhe, das Bett und die Kommode gestan-den hatten; der Raum kam ihm ohne Möbel furchtbar klein vor. Hier waren noch die alten Tapeten; auf ihnen zeichnete sich in der Ecke scharf der Platz ab, wo die Ikonenwand ge-wesen war. Er betrachtete das alles und ging zu seinem Fenster-brett zurück. Der ältere Arbeiter musterte ihn von der Seite.

»Was wollen Sie?« fragte er plötzlich.

Statt zu antworten, stand Raskolnikow auf, ging in den Vorraum, faßte nach dem Klingelgriff und zog. Dasselbe Glöckchen, der gleiche blecherne Klang! Er zog ein zweites, ein drittes Mal; er lauschte und erinnerte sich. Die damalige qualvolle, furchtbare, entsetzliche Empfindung kehrte ihm immer klarer und lebhafter ins Gedächtnis zurück; er schrak bei jedem Klingeln zusammen, und dabei wurde ihm immer wohler zumute.

»Was wünschen Sie denn? Wer sind Sie?« rief der Arbeiter und kam zu ihm heraus.

Raskolnikow trat durch die Tür zurück in die Wohnung.

»Ich will die Wohnung mieten«, sagte er, »und sehe sie mir an.«

»Nachts werden Wohnungen nicht vermietet; und außer-dem müßten Sie mit dem Hausknecht kommen.«

»Haben Sie den Boden gewaschen? Wird er neu gestrichen?« fragte Raskolnikow weiter. »Ist kein Blut mehr da?«

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