ganzen Sache mit einem Schlag ein Ende zu setzen, weil Ihnen solche Dummheiten und alle diese Verdächtigungen mit der Zeit auf die Nerven gehen. Ist's nicht so? Habe ich Ihre Stimmung richtig erraten? ... Aber auf diese Weise werden Sie nicht nur sich selbst, sondern auch meinen Rasu-michin verrückt machen; er ist ja für all das ein viel zu guter Mensch; Sie selbst wissen das am besten. Sie haben Ihre Krankheit, aber er hat Tugend, und das ist ebenso wie eine hartnäckige Krankheit ... Ich werde Ihnen, sobald Sie sich beruhigt haben, erzählen ... So setzen Sie sich doch, mein Lieber, um Christi willen! Bitte, erholen Sie sich ein biß-chen, Sie sehen ja grauenvoll aus; nehmen Sie doch Platz.«
Raskolnikow setzte sich; sein Zittern hatte sich verloren, und er meinte, am ganzen Körper zu glühen. In tiefem Staunen hörte er angespannt dem erschrockenen, freundschaft-lich um ihn bemühten Porfirij Petrowitsch zu. Er glaubte ihm kein einziges Wort, obgleich er eine seltsame Neigung ver-spürte, ihm Glauben zu schenken. Die unerwartete Bemer-kung Porfirijs über die Wohnung hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Woher weiß er bloß die Sache mit der Wohnung? schoß es ihm plötzlich durch den Kopf. Und er erzählt mir selber davon!
»Ja, mein Herr, da gab es einmal fast genau den gleichen Fall in unserer Gerichtspraxis, einen Fall, in dem krankhafte psychologische Momente eine Rolle spielten«, fuhr Porfirij rasch fort. »Ein Mann bezichtigte sich ebenfalls fälschlich eines Mordes – und wie er sich beschuldigte! Er brachte eine ganz phantastische Geschichte vor, er führte Tatsachen an, er be-richtete über die näheren Umstände, und so machte er alle und jeden verrückt. Aber was stak dahinter? Er war, ganz ohne jede Absicht, mitschuldig an einem Mord geworden, aber nur zum Teil schuldig, und als er erfuhr, daß er den Mördern den Weg geebnet hatte, wurde er schwermütig. Sein Ver-stand verwirrte sich; er dachte sich alles mögliche aus und kam ganz durcheinander und redete sich ein, er sei der Mörder. Schließlich untersuchte der zuständige Senat den Fall, und der Unglückliche wurde freigesprochen und in eine Anstalt eingewiesen. Dank sei dem Senat! Ach, ja, ja, ja! Was
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