»Heuzutage gibt es viele Gauner«, sagte Sametow. »Vor kurzem erst habe ich in den Moskowskije Wjedomosti ge-lesen, daß man in Moskau eine ganze Bande von Geldfäl-schern festgenommen hat. Es war eine regelrechte Organisation. Sie stellten Banknoten her.«
»Oh, das war schon vor langer Zeit! Es ist gut einen Monat her, daß ich das gelesen habe«, antwortete Raskolnikow ruhig. »Diese Leute sind also Ihrer Ansicht nach Gauner?« fügte er grinsend hinzu.
»Was denn, wenn nicht Gauner?«
»Was? Kinder waren das, Grünschnäbel, und keine Gau-ner! Rund ein halbes Hundert Menschen hatte sich zu die-sem Zweck zusammengetan! Ist denn so etwas möglich? In einem solchen Fall sind drei schon zuviel, oder es müßte jeder dem anderen noch mehr vertrauen können als sich selber! Es braucht sich ja nur einer im Rausch zu verplappern, und alles fliegt auf! Grünschnäbel! Da stellen sie unzuverlässige Leute an, um das Geld in den Banken zu wechseln ... kann man denn so heikle Geschäfte dem erstbesten anvertrauen? Und sogar angenommen, die Sache gelingt, und jeder dieser Grün-schnäbel wechselt sich eine Million ein – was wird später? Das ganze Leben lang? Jeder wäre doch für Lebenszeit von den anderen abhängig! Da wäre es wahrhaftig besser, gleich den Strick zu nehmen! Nicht einmal darauf verstanden sie sich, das Geld einzuwechseln: da ging einer in die Bank zum Wechseln, bekam fünftausend, und die Hände zitterten ihm. Viertausend zählte er nach, aber das fünfte Tausend zählte er nicht mehr nach und nahm es auf Treu und Glauben ent-gegen, nur um es rasch in der Tasche zu haben und gleich weg-laufen zu können. Na, und so erweckte er Argwohn. Und dieses einen Dummkopfes wegen platzte die ganze Ge-schichte! Ist denn so etwas denkbar?«
»Daß ihm die Hände gezittert haben?« fiel Sametow ein. »Ja, das ist sehr wohl möglich. Ich bin völlig überzeugt, daß das möglich ist. Manchmal hält man eben nicht durch.«
»Meinen Sie?«
»Würden Sie es denn durchhalten? Ich könnte es jeden-falls nicht! Für hundert Rubel Belohnung sich einem solchen
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