jeher unerläßlich« (S. 337). Auf dem Weg zum Geständnis seiner Tat, nachdem er sich von Sonja das Kreuz hat umhängen lassen, kniete er auf dem Heumarkt nieder, »neigte sich tief und küßte inbrünstig und voll Glück die schmutzige Erde. Er stand auf und verneigte sich ein zweitesmal« (S. 673). Dieser hochsymbolische Akt – der Kuß des Erdbodens – deutet seine Bereitschaft zur Sühne, zur Überwindung der trennenden Kluft an.

Die beiden gegenläufigen Handlungslinien werden durch ein Netz von Metaphern und Motiven, von prophetischen Träu-men und literarischen Anspielungen gestützt – hier sei nur auf einen zentralen Metaphernkomplex hingewiesen, der beide Handlungslinien miteinander verbindet – der des Raumes: Während Raskolnikows Zimmer zunächst eher »als eine Art Schrank denn als Wohnraum« charakterisien wird, verwandelt es sich zunehmend in seiner drangvollen Enge in einen Sarg für ihn; Sonjas Zimmer dagegen wirkt auf Raskolnikow wie eine Scheune. Die ständig wachsende Beklemmung durch sein Ab-geschnittensein nimmt Raskolnikow mehr und mehr den Atem, bis schließlich sogar der Untersuchungsrichter ihm zu-ruft: »... geben Sie sich dem Leben einfach hin, ohne nachzu-denken, machen Sie sich keine Sorgen – Sie werden schon einmal ans Ufer gespült und auf die Beine gestellt werden... Es fehlt Ihnen jetzt nur an Luft, an Luft, an Luft!« (S. 589) Zu demselben Motivkreis gehört auch, wenn die Mutter Raskolni-kows erzählt, ihr Sohn habe beim Abschied gesagt, »sie solle ihn nach neun Monaten erwarten« (S. 690), wenn also auf den Geburtsvorgang angespielt wird. Dazu gehören auch die leit-motivisch den Roman durchziehenden Anspielungen auf die Evangeliumsgeschichte von der Auferweckung des Lazarus, zunächst nur in idiomatischen Wendungen, dann in direkter Benennung und schließlich in der berühmten Szene, wo Ras-kolnikow Sonja bittet, ihm diese Geschichte aus dem Johan-nesevangelium vorzulesen. Und wenn am Schluß des Romans Raskolnikow seine Liebe zu Sonja erkennt, wenn ihrer beider »Auferstehung zu einem neuen Leben« bevorsteht, wenn es von ihm heißt, »er konnte seine Gedanken nicht konzentrie-ren, er konnte nur fühlen. An die Stelle der Dialektik war das

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