Rasumichin verbeugte sich und strahlte über das ganze Ge-sicht. Für einen Augenblick waren alle merkwürdig verle-gen.
»Leb wohl, Rodja – das heißt auf Wiedersehen; ich sage nicht gern ,leb wohl'. Leb wohl, Nastasja ... ach, jetzt habe ich es schon wieder gesagt!«
Pulcheria Alexandrowna wollte sich zwar auch von So-njetschka verabschieden, brachte es aber irgendwie nicht über die Lippen und verließ hastig das Zimmer.
Awdotja Romanowna schien darauf gewartet zu haben, daß die Reihe an sie käme, und als sie hinter der Mutter an Sonja vorbeiging, verbeugte sie sich aufmerksam, höflich und tief vor ihr. Sonjetschka geriet in Verwirrung, erwiderte eilig und erschreckt den Gruß, und ein geradezu schmerzliches Ge-fühl spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, als bedrückte und quälte sie die Höflichkeit und Aufmerksamkeit Awdotja Ro-manownas.
»Dunja, leb wohl!« rief Raskolnikow, als sie schon im Treppenhaus war. »Gib mir doch die Hand!«
»Aber ich habe sie dir ja gegeben, weißt du das nicht mehr?« antwortete Dunja, während sie sich zärtlich und un-geschickt zu ihm umwandte.
»Das macht nichts, gib sie mir noch einmal!«
Und er drückte ihr fest die kleinen Finger. Dunjetschka lächelte ihm zu, wurde rot, entzog ihm rasch die Hand und folgte der Mutter; aber auch sie war aus irgendwelchen Grün-den sehr glücklich.
»Nun, das ist ja vortrefflich!« sagte Raskolnikow zu Sonja, als er in sein Zimmer zurückkehrte, und sah sie mit klaren Augen an. »Gott schenke den Toten die Ruhe, aber wir müssen weiterleben! Ist's nicht so? Ist's nicht so? Ich habe doch recht?«
Sonja betrachtete geradezu mit Erstaunen sein plötzlich hell gewordenes Gesicht; einige Augenblicke starrte er sie schweigend und unverwandt an; alles, was ihm ihr verstorbe-ner Vater über sie erzählt hatte, kam ihm in diesem Augen-blick in den Sinn ...