»Sofja Semjonowna«, verbesserte ihn Raskolnikow. »Das ist mein Freund Rasumichin, Sofja Semjonowna; er ist ein guter Mensch ...«

»Wenn Sie jetzt weggehen müssen ...« erwiderte Sonja, ohne Rasumichin überhaupt anzusehen, was sie aber nur in noch größere Verwirrung brachte.

»Gehen wir also!« entschied Raskolnikow. »Ich komme heute noch zu Ihnen, Sofja Semjonowna; sagen Sie mir nur, wo Sie wohnen.« Er war nicht eigentlich verwirrt, aber es schien, als hätte er es eilig und als wiche er ihrem Blick aus. Sonja nannte ihre Adresse und wurde rot dabei. Sie gingen alle zusammen weg.

»Schließt du denn deine Tür nicht ab?« fragte Rasumichin, während er hinter den beiden die Treppe hinabstieg.

»Nie! ... Übrigens will ich mir schon seit zwei Jahren ein Schloß kaufen«, entgegnete Raskolnikow leichthin. »Die Menschen sind glücklich, die nichts zu versperren haben, nicht wahr?« wandte er sich lachend an Sonja.

Sie blieben im Hauseingang stehen.

»Sie müssen nach rechts, nicht wahr, Sofja Semjonowna? Übrigens: wie haben Sie mich eigentlich gefunden?« fragte er; aber seine Stimme klang, als wollte er ihr etwas ganz anderes sagen. Es verlangte ihn immerzu danach, in ihre stil-len, klaren Augen zu sehen, aber irgendwie gelang ihm das nicht richtig ...

»Sie haben doch gestern Poletschka Ihre Adresse gegeben.«

»Polja? Ach ja ... Poletschka! Das ist ... diese Kleine ... Ihre Schwester? Ihr habe ich also meine Adresse gegeben?«

»Wissen Sie das denn nicht mehr?«

»Ach ja ... ich entsinne mich ...«

»Ich habe schon durch meinen verstorbenen Vater von Ihnen gehört ... nur kannte ich damals Ihren Namen noch nicht, und auch er wußte nicht ... Und als ich jetzt kam ... da ich ja gestern Ihren Namen erfahren habe ... fragte ich einfach: ,Wo wohnt hier Herr Raskolnikow?' und ich wußte gar nicht, daß auch Sie in Untermiete wohnen ... Leben Sie wohl ... Ich werde also Katerina Iwanowna ausrichten ...« Sie war überglücklich, endlich weggekommen zu sein; sie

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