durch den Kopf. Hier dieses Schild ... wie werde ich dann dieselben Buchstaben lesen? Da steht »Gennossenschaft« ... dieses »n« sollte ich mir merken; wenn ich es dann nach einem Monat wiedersehe, wie wird mir da zumute sein? Was werde ich fühlen und denken? O Gott, wie niedrig! Muß denn das alles sein, all diese meine jetzigen ... Sorgen? Natürlich wird es in seiner Art ... interessant werden ... Hahaha! Was ich da alles zusammenphantasiere ... Ich werde zum Kind, ich tue vor mir selbst groß; nun, warum schäme ich mich meiner? Pfui, wie die Leute drängen! Zum Beispiel dieser Dicke – offenbar ein Deutscher –, der mich eben gestoßen hat: weiß er denn, wen er da stößt? Das Weib hier mit dem Kind bittet um Almosen; sie hält mich offenbar für glücklicher als sich – wie kurios! Na, der könnte ich des Spaßes halber eine Kleinigkeit geben. Aha, ein Fünfkopekenstück habe ich noch in der Tasche, woher nur? »Da ... nimm, meine Liebe!«
»Gott beschütze dich!« hörte er die Bettlerin leise sagen.
Er kam auf den Heumarkt. Es war ihm unangenehm, höchst unangenehm, sich durch die Leute zu drängen, aber er ging gerade dorthin, wo möglichst viele Menschen beisammenstan-den. Er hätte alles auf Erden dafür gegeben, allein bleiben zu können; aber er fühlte selbst, daß er nicht imstande war, auch nur eine einzige Minute allein zu verbringen. Ein Be-trunkener vollführte allerhand Unfug in der Menge ... immer wieder wollte er tanzen, taumelte aber jedesmal zur Seite. Man stellte sich im Kreise um ihn auf. Raskolnikow drängte sich durch die Masse, betrachtete den Betrunkenen eine ganze Weile und lachte dann plötzlich kurz und abgerissen auf. Einen Augenblick später hatte er den Mann schon vergessen, ja, er sah ihn gar nicht mehr, obgleich er ihn noch immer anblickte. Schließlich entfernte er sich und wußte nicht einmal, wo er war; doch als er zur Mitte des Platzes kam, über-wältigte ihn eine plötzliche Regung; ein Gefühl packte ihn mit einemmal und nahm ihn ganz gefangen – Leib und Gedan-ken.
Unversehens erinnerte er sich an Sonjas Worte: »Stell dich an eine Straßenecke, verneige dich vor aller Welt, küsse die Erde, weil du auch sie geschändet hast, und sage laut vor allem