Schmähungen, die der Schwester widerfahren, demütig zu er-tragen? Wozu? Um, wenn ich die beiden begraben habe, neue Menschen an mich zu ziehen – eine Frau und Kinder – und sie dann ebenfalls ohne einen Groschen und ohne einen Bissen Brot zurückzulassen? Nun ... und da beschloß ich, mir das Geld der alten Frau anzueignen. In den ersten Jahren wollte ich es verwenden, um mich, ohne meiner Mutter zur Last fallen zu müssen, an der Universität halten zu können, und dann gedachte ich es für meine ersten Schritte nach der Universität zu gebrauchen – alles wollte ich großzügig und von Grund auf anders einrichten, um mir ein völlig neues Leben aufzubauen und um einen neuen Weg einschlagen zu können, ohne von irgendwem abhängig zu sein ... Das ist alles ... Selbstverständlich war es schlecht, daß ich die Alte umbrachte ... aber genug davon!«
Halb ohnmächtig hatte er seinen Bericht zu Ende gebracht und senkte den Kopf.
»Ach, das ist nicht richtig, das stimmt ja nicht«, rief Sonja bekümmert. »Kann man denn ... nein, das ist nicht richtig, nein, gewiß nicht!«
»Du siehst selber, daß das nicht richtig ist! ... Aber trotz-dem habe ich aufrichtig erzählt ... ich habe die Wahrheit gesagt!«
»Was wäre denn das für eine Wahrheit? O Herr und Gott!«
»Ich habe ja nur eine Laus erschlagen, Sonja, eine nutzlose, widerwärtige, schädliche Laus.«
»Ein Mensch soll eine Laus sein?«
»Ich weiß selbst, daß ein Mensch keine Laus ist«, antwortete Raskolnikow, während er Sonja seltsam ansah. »Übrigens lüge ich, Sonja«, fügte er hinzu, »ich lüge die ganze Zeit ... Das alles ist nicht richtig — da hast du sehr recht. Ich hatte ganz, ganz andere Gründe! ... Ich habe schon lange mit niemandem mehr gesprochen, Sonja ... Der Kopf tut mir sehr weh.«
Seine Augen brannten in fiebrigem Feuer. Er begann beinahe zu phantasieren, ein unruhiges Lächeln zuckte um seine Lip-pen. Die geistige Erregung verbarg kaum seine völlige